Spielraum_Machtraum:

Spielräume dürfen nicht zu voll, zu bestimmt, zubetoniert, zugeregelt sein. Spielräume brauchen "Raum" in dem Bewegung, Veränderung stattfinden kann. Sonst wird der Sog der "Mächte" zu groß.

„Jeder Macht-Raum hat die Struktur des Selbst, das sich will. Das überindividuelle Machtgebilde wie der Staat beruht zwar nicht auf dem Willen eines einzelnen Individuums. Aber es besitzt auch die Verzagtheit eines Selbst, das sich behauptet. Die Figur eines Staatsoberhauptes spiegelt eine Subjektivitätsstruktur wider. Der Macht-Raum ist ein Kontinuum des Selbst, das sich durchhält gegenüber dem Anderen. Kontinuität und Subjektivität sind Strukturelemente, die allen Erscheinungsformen der Macht gemeinsam sind.

Auch die überindividuellen Machtgebilde haben eine unterschiedliche Vermittlungsstruktur. Entsprechend unterschiedlich verhält sich das Ganze zum Einzelnen. Bei fehlender Vermittlung überwältigt das Ganze das Einzelne. Hier muß die Macht auf Verbote oder Befehle zurückgreifen. Nur mit Zwang konstituiert sich das Ganze ins Einzelne. Bei intensiver Vermittlung dagegen erfolgt die Kontinuitätsbildung ohne Zwang, denn der Einzelne erfährt das Ganze als seine eigene Bestimmung. In seinem Verhältnis zum Ganzen wird dem Einzelnen nichts aufgedrängt. So verwirrt im Rechtsstaat etwa die Rechtsordnung vom einzelnen Bürger nicht als fremder Zwang empfunden. Sie stellt vielmehr seine eigene Bestimmung dar. Im totalitären Staat dagegen erleidet der Einzelne das Ganze als eine ihm fremde Bestimmung. Diese Vermittlungslosigkeit erzeugt viel Zwang. Die erzeugen Kontinuität ist zerbrechlich.“ (Han, 30)