Foucaults 3 Technologien der Macht

(Han, 48 ff - in Klammern zum Teil die Quellen, auf die sich Han bezieht)

1. Souveränitätsmacht: Die Macht des Schwertes „Sie hat insofern einen geringen Differenzierungs- und Vermittlungsgrad, als ihre Sprache auf die einfache »Symbolik des Blutes« beschränkt ist: »Gesellschaft des Blutes oder richtiger des 'Geblütes': im Ruhm des Krieges und in der Angst vor dem Hunger, im Triumph des Todes, in der Souveränität des Schwertes, der Scharfrichter und der Martern spricht die Macht durch das Blut hindurch, das eine Realität der Symbolfunktion ist.« Das Blut bedeutet. Auch der Körper des Gemarterten wirkt zeichenhaft. Er ist ein „Mal«, ein Mahnmal, das bedeutet, Die Macht des Souveräns spricht durch den zerstückelten Körper oder durch die Narben, die die Marter auf dem Körper hinterlässt. […] Und Folter und Marter vollziehen sich als ein Ritual, als eine Inszenierung, die mit Zeichen und Symbolen arbeitet“ (49 zit nach Der Wille zum Wissen 175))

2. Technologie der Macht, die Macht des Bürgerlichen Gesetzbuches: »[…] es geht um den Geist oder vielmehr um ein Spiel von Vorstellungen und Zeichen, die diskret, aber mit zwingender Gewißheit im Geiste aller zirkulieren« (49, zit. Übewachen und Strafen 47). Die Macht wirkt, indem sie Zeichen und Vorstellungen zirkulieren läßt. Eingesetzt wird nicht das Schwert, sondern der Griffel, der das Gesetz produziert. So äußert sich die Macht nicht als zwingende Gewalt, sondern als »zwingende Gewißheit«. Sie will nicht durch Terror sondern durch Vernunft wirken.“ (49) Die Macht des Griffels, bzw. des Geistes äußert sich nicht eruptiv. Sie verdankt ihre stille Effizienz der moralischen Vorstellung oder der Achtung vor dem Gesetz. Der Geist setzt nicht auf die rohe Gewalt, sondern auf die Vermittlung.“ (Han, 50)

3. „Die Disziplinarmacht als dritte Technologie der Macht dringt tiefer ins Subjekt ein als Wunden oder Vorstellungen. […] Die Disziplinarmacht setzt eher auf Reflexe als auf Reflexionen.“ (Han, 52) „Die Disziplinarmacht hat eine differenzierte Sprache. Sie will eher in Fleisch und Blut übergehen als verletzen. Sie arbeitet mit Normen und Normalität statt mit Schwert. Auch der Disziplinarmacht schreibt Foucault eine Positivität, eine Produktivität zu. Sie formt und strukturiert den Körper, bringt neue Bewegungen, Gesten und Haltungen hervor, die auf einen bestimmten Zweck ausgerichtet sind. Sie macht aus einem »formlosen Teig« eine »Maschine« […].“ (52) Die Disziplinarmacht läßt sich aber nicht auf diese kraftökonomischen Wirkungen begrenzen, denn von ihr wird der Körper nicht nur bearbeitet, sondern auch beschrieben.“ (54) „Die Spuren […] sind immer bedeutend. Sie bewohnen die Seele.“ Foucault: „»Das, wodurch die Macht im 10. Jahrhundert wirkt, ist die Gewohnheit, die bestimmten Gruppen auferlegt wurde. Die Macht kann ihren Aufwand von früher aufgeben. Sie nimmt die hinterlistige, alltägliche Form der Norm an, so verbirgt sie sich als Macht und wird sich als Gesellschaft gegeben.«“ (55 zit. nach Mikrophysik der Macht 122)